Die Testtage fanden rund um Arvidsjaur in Schwedisch-Lappland statt, wohin die Branche jeden Winter wegen verlässlicher Eis-, Schnee- und Minusbedingungen pilgert. Im Feld mischten sich Budget- und Premiummarken, dazu zwei „Zwillinge“ mit identischem Profil: Kormoran SUV Snow und Riken SUV Snow (beide unter dem Michelin-Dach, produziert in Serbien). Der Rest des Line-ups: Barum Polaris 6 (★83) (neues CZ-Modell, gehört zur Continental-Gruppe, wie wir früher schrieben), Michelin Alpin 7 (brandneuer Premiumreifen), Tomket Snowroad SUV 3 (als tschechisch vermarktet, gefertigt in China), Lassa Competus Winter 2+ (TR) und CEAT WinterDrive SUV (IN).
Zuerst zum Gewicht – Barum und Michelin traten auffallend leicht an, Michelin mit der leichtesten Karkasse (~10,1 kg) und Barum als zweitleichtester; Tomket lag am anderen Ende (≈12,7 kg). Diese Unterschiede in der ungefederten Masse sind nicht nur akademisch – leichtere Reifen verbessern Lenkpräzision und Abrollkomfort auf zerfurchten Winterbelägen. In der Konstruktion lehnt sich Michelins Profil klar an das V-Layout des CrossClimate an, kombiniert mit dichter Winter-Lamellierung, damit die Profilblöcke bei Kälte „aktiv“ bleiben.
- Testgröße: 215/65 R17; Fahrzeuge wie Tiguan, Karoq, Tucson, Sportage
- Feld-Highlights: Michelin Alpin 7 (neu), Barum Polaris 6 (neues CZ), CEAT & Lassa als Preis-Leistungs-Joker; Kormoran & Riken nahezu identische Zwillinge
Im Schnee erzählte der Test die interessanteste Geschichte. Barum dominierte: Bestwerte bei Schneebremsen, Beschleunigung und Traktion und Zweiter im Schneehandling; die Spreizung zwischen dem Besten und dem Schwächsten beim Schneebremsen aus 50 km/h betrug nur 1,6 m (Barum stand nach 24,7 m; Tomket benötigte 26,3 m). Michelin lag im Schnee im Mittelfeld – genau das, was man von einem auf Allround-Balance statt Schneelastigkeit ausgelegten Design erwartet – lieferte aber dennoch eine starke Schneehandling-Zeit.
Im Nassen drehte Michelin den Spieß um und setzte sich klar ab. Es führte beim Nassbremsen (52,4 m aus 100 km/h), gewann das Längsaquaplaning und lag auch im Nasshandling vorn. CEAT überraschte als Zweiter beim Nassbremsen (55,2 m), während Lassa in den Nass-Disziplinen durchweg zur Spitzengruppe gehörte, darunter Zweiter im Längsaquaplaning. Barum zeigte im Nassen ein gemischtes Bild, gewann jedoch das Queraquaplaning und lag im Nasshandling dicht hinter Michelin/Lassa/CEAT.
- Schnee: Barum Gesamt-#1 im Schnee; Michelin mittig, aber sauber (starkes Schneehandling)
- Nass: Michelin klar #1; CEAT und Lassa die Preis-Leistungs-Auffälligen; Barum gewinnt Queraquaplaning
Auf trockener Fahrbahn zahlte sich Michelins „überall ausgewogen“-Ansatz erneut aus. Es gewann bzw. teilte sich die Spitze beim Trockenbremsen (gleichauf mit CEAT bei 44,9 m aus 100 km/h) und holte die Bestzeit im Trockenhandling. Tomket, trotz Schwächen auf Schnee und Nässe, sah in der Trocken-Dynamik tatsächlich ordentlich aus (insgesamt Dritter trocken) – typisch für viele Budget-Reifen, die eher auf warmen Asphalt abgestimmt sind als auf Haftung auf Wasserfilm oder verdichtetem Schnee.
Der Komfort-/Effizienzblock verdient eine Erwähnung. Barum glänzte beim Rollwiderstand und beim Außengeräusch (jeweils bei 50 und 80 km/h), Michelin dicht dahinter beim RR und ebenfalls auf dem Podium beim Geräusch. Für den Alltag – Verbrauch/Reichweite und Ruhe im Innenraum – zählen diese Werte, insbesondere bei schwereren SUVs, die kleine RR-Vorteile in spürbare Verbrauchsersparnisse ummünzen.
- Trocken: Michelin gewinnt; CEAT gleichauf mit Michelin beim Trockenbremsen; Tomkets einziges Highlight ist Trockenleistung
- NVH & Effizienz: Barum gewinnt sowohl Rollwiderstand als auch Außengeräusch; Michelin folgt
Zu den „Zwillingen“: Kormoran vs. Riken. Mit nahezu identischem Profil, Gewicht und Werk lagen ihre Ergebnisse in den Disziplinen fast deckungsgleich – im Kern dieselbe Rezeptur mit anderer Seitenwand. Im Schnee und Nassen reihten sie sich knapp hinter den Spitzenreitern ein – respektabel, berechenbar und ein ordentlicher Gegenwert, wenn die Erwartungen passen.
Tomket landete insgesamt auf dem letzten Platz. Der Reifen brach im Nassen schlicht ein (z. B. 67,2 m Nassbremsen aus 100 km/h – als Michelin bereits stand, fuhr Tomket noch mit ~47 km/h). Auch im Schnee lag er zurück. Wer nur die Trockenleistung herauspickt, übersieht das große Sicherheitsbild; im Winter zählen die Schlechtwettertage – und dort ist Tomkets Defizit zu groß, um es zu ignorieren.
- Kormoran & Riken: wie erwartet nahezu identische Performance, im Mittelfeld der meisten Tests
- Tomket: stark trocken, aber große Sicherheitslücke bei Nässe/Schnee → nicht empfohlen
Abschlusstabelle & Erkenntnisse (basierend auf den Gesamtscores von Autožurnál)
- Michelin Alpin 7 — 101,1: Gewinnt Nässe & Trocken, 4. im Schnee. Der vollständigste Winterreifen für SUVs hier, wenn Sie bei Regen und auf blankem/kaltem Asphalt Vertrauen wollen, ohne wintertaugliche Glaubwürdigkeit einzubüßen.
- Barum Polaris 6 — 100,0 (Referenz): Absoluter Schneestar, 2. auf Trocken, insgesamt 4. auf Nässe, aber mit einem markanten Sieg im Queraquaplaning. Zudem bestes Ergebnis bei Rollwiderstand und Außengeräusch – starke Alltagseffizienz.
- CEAT WinterDrive SUV — 99,1: Große Preis-Leistungs-Überraschung; gleichschnell beim Trockenbremsen, konstant stark auf Nässe, solide im Schnee.
- Lassa Competus Winter 2+ — 98,1: Ein weiterer Preis-Leistungs-Könner – insgesamt 2. auf Nässe, sonst Mittelfeld; verlässliche Balance. 5/6) Kormoran SUV Snow — 96,6 und Riken SUV Snow — 96,0: Im Wesentlichen derselbe Reifen; ehrliches, berechenbares Winterverhalten, eine Stufe hinter den Spitzenreitern.
- Tomket Snowroad SUV 3 — 93,7: Trockentempo in Ordnung, doch die Sicherheitswerte auf Schnee und vor allem Nässe untergraben das Gesamtpaket – Autožurnál wertet ihn als „Zlý / Schlecht“.
- Bester Allrounder: Michelin Alpin 7
- Am besten für Schnee + niedrigen RR/leise: Barum Polaris 6 (★83)
- Beste Preis-Leistungs-Aufsteiger: CEAT WinterDrive SUV, Lassa Competus Winter 2+
Anmerkungen aus den Daten (relativ zu Barum = 100 Basis):
- Nassbremsen (100→0 km/h): Michelin 103,6; CEAT 100,1; Lassa 100,7; Tomket 87,2
- Längs-/Quer-Aquaplaning: Michelin 107,6/102,1; Barum gewinnt quer mit 100 (Kategorie-Basis)
- Trockenbremsen (100→0 km/h): CEAT 44,9 m (= Spitze), Michelin ebenfalls 44,9 m; Tomket 45,6 m; Lassa 48,3 m
- Nassbremsen (100→0 km/h): Michelin 52,4 m; CEAT 55,2 m; Lassa 55,4 m; Barum 56,3 m; Tomket 67,2 m
- Rollwiderstand & Geräusch: Barum 100/100 (Bestwert); Michelin 101,2 RR und ~98,4 Geräusch (sehr gut)
Wenn Sie überwiegend nasse und matschige Autobahnen mit gelegentlichem Schnee fahren, ist der Michelin Alpin 7 die sichere, traktionsstarke Wahl. Sind Ihre Winter wirklich schneereich – oder schätzen Sie einen leisen, effizienten Langstreckler –, ergibt der Barum Polaris 6 sehr viel Sinn und hält auch auf Trocken mit. CEAT und Lassa sind die Preis-Leistungs-Kandidaten, die sich im Alltag nicht wie Kompromisse anfühlen. Kormoran/Riken sind solide, berechenbare Optionen fürs Tabellenmittelfeld. Tomket? Die Trocken-Gene kompensieren die Nässe- und Schnee-Lücken nicht – klare Absage für den Wintereinsatz.